LANG GESUND LEBEN

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Zuletzt aktualisiert am 27. April 2023

Kalorienrestriktion - Verlängert etwas Hunger das Leben?

Wer bemerkt es nicht, daß Unmäßigkeit jährlich mehr Menschen hinwegrafft, als Pest und langer Krieg? - Cornaro, Luigi in Erprobte Mittel, gesund und lange zu leben §.4.

Bereits im 15 Jahrhundert beschrieb der damals 81 Jährige italienische Humanist Luigi Cornaro (1467–1565) in seiner - auch von von Hufeland und Goethe gelesenen - Abhandlung Vom mäßigen Leben, das er sein hohes Alter seiner gemäßigten Ernährung verdankte. Diese Ernährungsform wurde Cornaro von seinen Ärzten empfohlen, die in dessen kränklichen Zustand (Gicht, Fieber, Magenschmerzen), an dem er mit 35 bis 40 Jahren litt, seine "Unmäßigkeit" verantwortlich machten. Die Ernährung bestand aus nicht mehr als 350 g Nahrung täglich und 414 ml Wein. Die Nahrung wurde zudem nach gesundheitlichen Aspekten ausgewählt. Nach einem Jahr war er "von allem Uebeln gänzlich erlöst und völlig neu gestärkt". Cornaro schreibt weiter: "Man muß bedenken, daß der Gaumenkitzel nur Augenblicke bestehe, die bösen Folgen hingegen sehr lange fortdauern, die zuletzt den Leib zerstören, und dem Geiste selbst gefährlich werden. Mäßiges Leben erhält auch sogar diejenigen gesund, die von schlechter Leibesbeschaffenheit und hoch in Jahren sind. Unmäßiges Leben hingegen wirft auch die danieder, die eine viel festere Natur haben, und in der Blüthe der Jahre stehen […]"

Das eine Kolrienrestriktion (engl. caloric restriction) ohne Mangelernährung, die Lebenspanne bei Nagetieren und Hunden erhöhte, wies in den 1930er Jahren der US-amerikanischer Biochemiker und Gerontologe Clive McCay (1898 - 1967) in einer Studie mit bei Nagetieren und Hunden nach. Die Besonderheit von McCays Untersuchung lag darin, das er ein verzögerte Wachstum nur durch die Reduzierung von Kalorien beobachten konnte. In vorherigen Untersuchungen war ein verzögertes Wachstum nur zusammen mit Nährstoffmangel erreicht worden.

Einige Jahre zuvor konnte der US-amerikanischer Pathologe und Nobelpreisträger Francis Peyton Rous (1879 - 1970) an Versuchen mit Tieren beobachten, dass eine Begrenzung der Kalorien die Häufigkeit von Krebs verringerte. (Rous fand zudem heraus, entgegen der geltenden Meinung, die " jeder Theorie einer infektiösen Entstehung von Krebs aufs Schärfste widersprach", dass ein Tumor (Spindelzell-Sarkom) bei Hühnern infektiös übertragbar war. Das von ihm entdeckte Virus ist heute als Rous-Sarkom-Virus bekannt.)

Bis in die 1970er Jahre gingen die größtenteils Forschungen davon aus, dass die durch eine Kalorienrestriktion verlängerte Lebensdauer, Ergebnis des darauf eingesetzten verzögerten Wachstums gewesen sein könnte. Experimente unter der Leitung von Walford an der UCLA und Masoro am Health Science Center der University of Texas zeigten jedoch, dass auch bereits ausgewachsene Nagetiere durch eine Kalorienrestriktion länger lebten. Kalorienrestriktion, die bis dahin Teil der Ernährungsforschung war, wurde nun einer der wichtigen Grundpfeiler der Anti-Aging-Forschung.

1986 erschien eine Veröffentlichung im Journal of Nutrition von Weindruch et al. in der die Forscher berichteten, dass eine besonders stark eingeschränkte Kalorienzufuhr, die Lebensdauer von männlichen Mäusen um bis 65% steigerte. Konnten Mäuse nach Belieben (lat. ad libitum; kurz ad lib.) fressen, wurden diese im Schnitt etwa 35 Monate alt. Mäuse, die nur 85 kcal/wk bekamen lebten bereits 5 Monate (25%) länger. Mäuse die nur halb soviel bekamen (50 kcal/wk und 40 kcal/wk) lebten 55% bzw 65% länger, also etwa 50 Monate lang.

Quellen